Zeitung (2023-2)

Einmal kurz nicht aufgepasst und da steht man auf dem ersten Tabellenplatz. Keine Ahnung, was dieses Jahr los ist auf dem Balkan und warum klein Ikarus im moment so schlecht fliegt. Möglicherweise gibt es wieder Probleme mit der großen Hitze zur Zeit. Müssen wir hoffen, dass das nicht noch mehr Todesfälle einfordert. Die ersten Tiere mussten schon dran glauben und das nicht nur aufgrund der hohen Temperaturen und Dehydrierung im Auto, sondern kamen auch auf andere dramatische Weisen um. Bleibt nur zu hoffen, dass wir hier in Bratislava einen kühlen Kopf und auch kühle Waden bewahren, bevor es endlich Zeit wird für die Abkühlung im großen teich, der leider nicht wirklich im Bauchnabel prickelt.. aber man kann ja schließlich nicht alles haben

Dieser Sommer hat es wirklich in sich. Und auf ein gelegentliches heftiges Gewitter sorgt nur wenig und sehr kurzfristig für Abkühlung. Die Spieler von FK Sarajevo sehnen sich nach dem Beginn der Sommerpause,um endlich nicht mehr tagtäglich vom Trainer bei brennener Sonne über den Platz gescheucht zu werden.
Die Freibäder abends hoffnungslos überfüllt,die Reserven an Eis seit Tagen am Limit,lechzt jedermann nach Entspannung.
Aber es ist ja zum Glück absehbar,noch ein ZAT und dann geht es in die Ferien. Die Adria lockt und den einen oder anderen zieht es auch in die Berge. Hauptsache,man ich zum Beginn der Rückrunde wieder mit allen Mann und frischer Kraft zurück auf dem Platz.

Einmal nur kurz einer vorbeilaufenden Serbin mit einem ziemlich kurzen Rock nachgeschaut, da hatte der abgelenkte Roter-Stern-Coach Dimitry Utschkov vor dem Trainingsgelände des Clubs mit dem Bonanzarad eine etwas schläfrige dunkelgraue Katze überfahren. Das Tier machte einen ziemlich mitgenommenen Eindruck. Da Onkel Dimitry allerdings keinerlei vertiefte Kenntnisse zu Stubentigern besaß, entschloss er sich, dass Viech pronto mit einigen Fußtritten im benachbarten Straßengraben zu parken. In diesem Moment parkte eine dunkle Limousine neben dem Übungsleiter, und der Präsident von Roter Stern wurde hinter der heruntergekurbelten Seitenscheibe sichtbar: "Herr Utschkov, haben Sie zufällig Miroschka, die Katze meiner neunjährigen Tochter gesehen? Das dunkelgraue Tier ist der Augenstern meines kleinen Schätzchens" ... "Nein, ich haben heute noch nix gesehen Stubentiger. Aber fragen doch mal nach bei Koch in Vereinsheim. Haben mir gesagt, dass hier in diese Gegend haben heute Morgen gespürt kleines Schlag an Fahrzeug, wofür aber nix gehabt Erklärung... Cheffe? Wo Sie wollen hin so schnell?"

Weise Guys haben das zumindest behauptet und so ist es auch. Olimpia ist schlecht in die Saison gestartet. Der Pokalstart wurde gänzlich verpennt. Die Liga läuft auch nicht nach Plan. Man droht zum zweiten Mal in Folge das internationale Geschäft zu verpassen. So bleibt nur der Ruf nach einem Mythos! Nein, hier ist nicht 1904 gemeint, sondern eben der einig wahre, der so schön hat geprickelt in meine Bauchnabel. Die Rede ist natürlich von MichaD besser bekannt als Mister Knister oder ewiges zweites Real Madrid. Die Codenamen scheinen nicht auszureichen, um einen Mann dieser Größe zu beschreiben. Zeit dürfte er genug haben, seine wahre Liebe sollte den Aufstieg schon ganz von alleine schaffen. Else ist unterstützend dabei.

Es ist endlich Sommer in Sarajevo (nebenbei bemerkt wäre das ein toller Titel für einen Chartstürmer), und alle Leute genießen die hohen Temperaturen. Endlich kann man auch nachts wieder hemmungslos schwitzen,die Nacht zum Tage machen und neben diversen anderen kühlen Getränken auch ungehemmt und ganz offen den einen oder anderen Slivovic konsumieren. Wer kann,der verbringt seine Zeit am oder im Wasser,und nur wenige Durchgeknallte Typen sind so verrückt,dass sie bei diesen Verhältnissen tatsächlich noch Sport treiben. Aber der Trainer von FK Sarajevo,Baltic78 kennt wenig Gnade,gerade jetzt,wo man sich so völlig unerwartet und unverhofft auf dem ersten Tabellenplatz wiederfindet. Natürlich wird das nicht von Dauer sein,aber es ist ein Lichtblick für die in der vergangenen Saison gebeutelte Fanseele. Und nach dem Training ist ja noch genug Zeit,um die Abende am oder im Wasser zu verbringen und sich zu entspannen.

Damals als es noch um Edelmetall ging. Damals als der FC Bayern noch Meister war. Und damals als A. Merkel noch Kanzlerin war. Damals war die Welt noch in Ordnung. Denn damals gab es in Bellinzona noch die wunderschöne, gar grazile Else. Diese Else wurde als auch weniger galante Stelzer bekannt. Sie verhalf dem jungen Verein zu Weltruhm. Genau das brauchen auch die Drachen aus der slowenischen Hauptstadt. Momentan drohen sie in den Niederungen der Balkan Liga zu versinken. Während die Konkurrenz sich um korrekte Übersetzungen bemüht, gibt es in Ljubljana wahrlich größeres zu diskutieren. Dionysos-Platte oder Chicken Wings. Weißwurst oder Frankfurter...das sind die wichtigen Entscheidungen des Lebens. Die Antworten darauf werden die kommenden drei Spiele geben.

Es war alles gar nicht so einfach auf dem Balkan. Unterschiedliche Religionen, Mentalitäten, Wirtschaftsstrukturen, vor allem aber auch ein Dutzend voeinander abweichenden Sprachen. Während man in Rumänien mit Kenntnis eines romanischen Idioms irgendwie kommunizieren kann, steht man in Ungarn völlig auf dem Schlauch. In Slowenien und Kroatien sind sich die Sprachen nicht so unähnlich, Bulgarien und Serbien verwenden dagegen sogar eine andere (kyrillische) Schrift. Dies mag Roter-Stern-Coach Dimitry Utschkov vertraut vorkommen, dennoch wundert er sich gelegentlich über sein neues Heimatland. Die wichtigsten Vokabeln (Bier, Schnaps, Frauenquote, Erwachsenenunterhaltung etc.) sitzen zwar mittlerweile, aber dennoch bleibt es frustrierend, vor Ort nicht immer verstanden zu werden. "Wie gut aber, dass zumindest geben eine Branche hier in Belgrad, wo kommen bestens zurecht mit russisch und weißrussisch Sprache. Nix gehen über Gefühl von Heimat, wenn man machen Übungen für Relax und Seele."

Nach diesem Motto geht es weiter in die nächsten drei Spiele. Man muss wieder gegen absolute Überraschungsgegner spielen und nicht zuletzt gegen den etwas geschwächten Endgegner, der seinen Hauptwohnsitz augenscheinlich auf dem Olymp zu haben scheint. Mal sehen, ob uns die Götter wohlgesonnen sind und wir mit dem großen Meister mithalten können...
Der alte Slovan sitzt derweil in der Garage, spielt eine Runde Daumendrehen und vergnügt sich mit Pferdewetten und altem Schnaps von einer befreundeten Tante aus grauen Zeiten, an die sich die grünen Engel wohl gerne zurückerinnern

Was war das denn? Das fragen sich die Mannschaft,die Fans und nicht zuletzt der Trainer, Baltic78, nach den letzten drei Spielen. Die Überraschung begann mit dem Heimspiel gegen Vasas Budapest,wo ein klarer Sieg mit 3:0 eingefahren werden konnte. Die Mannschaft zeigte sich wie ausgewechselt,nicht wiederzuerkennen nach den letzten eher bescheidenen Spielen. 
Es folgte ein hart umkämpfter Auswärtssieg gegen Dinamo Bukarest. Einer frühen Führung folgte zunächst der Ausgleich kurz vor der Halbzeitpause, und dann gelang es Bukarest kurz nach Wiederanpfiff, in Führung zu gehen. Aber die Mannschaft bewies Moral und starke Nerven, so dass erst der erneute Ausgleich zum 2:2 und kurz vor Spielende noch die 3:2 Führung möglich wurde. 
 Auch das zweite Heimspiel gegen Schachtjor Donezk konnte am Ende klar gewonnen werden.
Nun heißt es, keine Nerven zu zeigen,auch wenn der Sprung auf den vierten Tabellenplatz wirklich für den Moment ein sehr schönes Ergebnis ist. Die nächsten Spiele stehen vor der Tür,und die Gegner werden alles daran setzen,um selbst oben mitmischen zu können. 

"Hatte liebes Gott noch übrig Fleisch für zwei, aber leider nur noch eine Kopf." Mit dieser eigenwilligen Antwort beschrieb Roter-Stern-Coach Dimitry Utschkov gegenüber einer Lokalzeitung mit wenigen Worten seinen Vereinspräsidenten Slobodan Dinamitovic. Die Äußerung sorgte im Umfeld des Clubs für großes Unbehagen, angeblich wurde der Coach sofort in das Büro seines Disziplinarvorgesetzen abkommandiert. Nicht die erste Auseinandersetzung des russischen Bonvivants mit der Familie, hatte er sich doch schon vor einigen Spielzeiten mit dem schnöseligen Sprößling des Clans vor einem Nachtclub geprügelt (diese Gazette hatte ausführlich berichtet). Angeblich soll es ein Machtwort für Utschkov gegeben haben, verbunden mit dringenden Hinweis, dass es bei einer Wiederholung möglicherweise zu unerwarteten Zwischenfällen kommen könnte. Doch es dürften erhebliche Zweifel daran bestehen, dass der Übungsleiter den Wink mit dem Zaunpfahl mitbekommen hat: "Hat sich Onkel Dimitry entschuldigt für komische Kommentar und eingeladen Cheffe zu Dionysys-Platte für vier Personen."